Barrierefreiheit von Websites
Warum Barrierefreiheit im Web heute unverzichtbar ist
Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Websites so gestaltet sind, dass sie von möglichst vielen Menschen unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen genutzt werden können. Dazu zählen unter anderem Menschen mit Sehbehinderungen, motorischen Einschränkungen oder Leseschwierigkeiten. Auch temporäre Einschränkungen wie ein gebrochener Arm oder eine langsame Internetverbindung können Barrieren darstellen. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wird die digitale Teilhabe zunehmend wichtiger. Öffentliche Stellen sind bereits gesetzlich zur Barrierefreiheit verpflichtet, doch auch private Unternehmen stehen immer stärker unter gesellschaftlichem und zukünftig auch gesetzlichem Druck, digitale Angebote inklusiv zu gestalten.
Kurz und knapp – das Wichtigste über Barrierefreiheit im Web:
- Barrierefreiheit macht Websites für alle Menschen nutzbar – unabhängig von Einschränkungen.
- Ab 28. Juni 2025 durch das BFSG für viele Anbieter gesetzlich verpflichtend.
- Semantisches HTML, Tastaturnavigation, Kontraste, Alternativtexte erhöhen die Barrierefreiheit
- Tools wie WP One Tap, AccessGO, WAVE oder Screaming Frog helfen bei Umsetzung und Prüfung.
- Barrierefreiheit verbessert UX, Core Web Vitals und SEO-Rankings.
- Zielgruppen: Menschen mit Behinderungen, ältere Nutzer, temporär eingeschränkte Personen.
- Häufige Fehler: fehlende Fokusführung, schlechte Lesbarkeit, unbeschriftete Formulare.
- Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht, sondern ein echter Wettbewerbsvorteil.

Relevanz für Website-Betreiber, UX und SEO
Barrierefreiheit ist längst kein Nischenthema mehr. Neben ethischen und gesellschaftlichen Aspekten bietet sie konkrete Vorteile für Betreiber von Websites. Eine barrierefreie Website sorgt für eine bessere Nutzererfahrung für alle Besucher. Klare Strukturen, verständliche Inhalte und technische Zugänglichkeit wirken sich positiv auf die User Experience aus – ein Faktor, den auch Suchmaschinen zunehmend berücksichtigen.
Insbesondere für Suchmaschinenoptimierung spielt Barrierefreiheit eine indirekte, aber entscheidende Rolle. Technisch saubere Umsetzung, klare Seitenstruktur und semantisch korrektes HTML helfen nicht nur Nutzern mit Einschränkungen, sondern erleichtern auch den Suchmaschinen-Crawlern das Verständnis der Inhalte. Das kann sich wiederum positiv auf die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen auswirken.
Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?
Barrierefreiheit im Web bezeichnet die Gestaltung von Websites und digitalen Inhalten in einer Weise, die es allen Menschen ermöglicht, diese uneingeschränkt zu nutzen – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Ziel ist es, digitale Teilhabe zu gewährleisten und niemanden aufgrund seiner Fähigkeiten oder technischen Voraussetzungen auszuschließen.
Definition und Zielsetzung
Barrierefreiheit bedeutet, dass eine Website so entwickelt ist, dass sie für alle zugänglich ist – beispielsweise durch die Möglichkeit der Tastaturbedienung, die Verwendung von Screenreadern oder durch die Bereitstellung ausreichender Kontraste und klarer Navigationsstrukturen. Dabei geht es nicht nur um Menschen mit dauerhaften Behinderungen, sondern auch um ältere Personen, Menschen mit vorübergehenden Einschränkungen oder Nutzer in besonderen Nutzungssituationen, etwa bei starker Sonneneinstrahlung auf dem Display oder langsamer Internetverbindung.
Barrierefreiheit orientiert sich an dem sogenannten „Design für alle“-Prinzip. Es zielt darauf ab, Produkte und Angebote von vornherein so zu gestalten, dass sie ohne individuelle Anpassung von möglichst vielen Menschen verwendet werden können.
Unterschied zwischen Usability und Accessibility
Obwohl beide Begriffe eng miteinander verknüpft sind, unterscheiden sich Usability (Benutzerfreundlichkeit) und Accessibility (Barrierefreiheit) in ihrer Zielsetzung.
Usability
Usability beschreibt, wie einfach und effizient eine Website genutzt werden kann. Eine benutzerfreundliche Seite bietet eine intuitive Navigation, schnelle Ladezeiten und verständliche Inhalte. Sie richtet sich dabei an die „durchschnittlichen“ Nutzer ohne spezifische Einschränkungen.
Accessibility
Accessibility hingegen bezieht sich explizit auf die Zugänglichkeit für Menschen mit Einschränkungen. Sie erweitert den Usability-Gedanken um technische und inhaltliche Anforderungen, die sicherstellen, dass keine Barrieren bestehen – etwa durch die Möglichkeit, alle Inhalte mit einer Tastatur oder einem Screenreader zu erfassen.
Eine barrierefreie Website ist auch benutzerfreundlich, aber nicht jede benutzerfreundliche Seite ist automatisch barrierefrei.
Relevante Standards und Richtlinien
Die wichtigste Grundlage für barrierefreies Webdesign sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurden. Diese Richtlinien definieren Anforderungen an Struktur, Design und Technik von Websites und sind international anerkannt.
WCAG-Prinzipien
Die WCAG basieren auf vier Prinzipien, die als Grundlage für barrierefreie Inhalte dienen:
- Wahrnehmbar: Inhalte müssen für alle Sinne zugänglich sein, etwa durch Textalternativen für Bilder oder Untertitel für Videos.
- Bedienbar: Die Navigation muss mit verschiedenen Eingabemethoden möglich sein, beispielsweise auch ohne Maus.
- Verständlich: Inhalte und Funktionen müssen einfach und klar verständlich sein.
- Robust: Inhalte müssen zuverlässig von verschiedenen Geräten, Browsern und Assistenztechnologien verarbeitet werden können.
Zusätzlich gibt es in Deutschland die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV), die auf den WCAG basiert und für öffentliche Stellen bindend ist. Auch private Website-Betreiber können sich daran orientieren, um eine möglichst hohe Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Gesetzliche Anforderungen in Deutschland (BFSG)
In Deutschland gewinnt die rechtliche Dimension der digitalen Barrierefreiheit zunehmend an Bedeutung. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt der Gesetzgeber die EU-Richtlinie (EU) 2019/882 über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen um. Das Gesetz legt verbindliche Anforderungen an die digitale Zugänglichkeit fest und betrifft dabei nicht nur öffentliche Stellen, sondern auch zahlreiche private Anbieter.
Überblick über das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz wurde am 22. Juli 2021 verabschiedet und tritt in wesentlichen Teilen zum 28. Juni 2025 in Kraft. Ziel ist es, digitale Angebote für alle Menschen zugänglich zu machen und eine einheitliche Grundlage für barrierefreie Produkte und Dienstleistungen im europäischen Binnenmarkt zu schaffen.
Das BFSG verpflichtet Unternehmen dazu, ihre digitalen Dienstleistungen und Produkte so zu gestalten, dass sie von Menschen mit Behinderungen ohne zusätzliche Hilfen genutzt werden können. Dazu zählen unter anderem Websites, mobile Anwendungen, Self-Service-Terminals und E-Commerce-Plattformen.
Für wen gelten die gesetzlichen Vorgaben?
Die Verpflichtungen aus dem BFSG betreffen vor allem Unternehmen, die digitale Dienstleistungen für Verbraucher bereitstellen, darunter:
- Online-Shops und Buchungsplattformen
- E-Book-Reader und Software zur Textanzeige
- Bankdienstleistungen, insbesondere in Verbindung mit Online-Banking
- Digitale Fahrkartenautomaten und Selbstbedienungsterminals
- Kundenportale von Telekommunikationsanbietern
Ausnahmen gelten unter bestimmten Voraussetzungen für Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von unter 2 Millionen Euro. Diese sind nicht verpflichtet, die BFSG-Anforderungen umzusetzen, sofern sie digitale Dienstleistungen anbieten.
Fachliche Einordnung aus SEO- und Technik-Sicht
Die rechtliche Umsetzung des BFSG unterliegt juristischer Interpretation, doch aus technischer und SEO-relevanter Sicht lassen sich klare Handlungsempfehlungen ableiten. Für Website-Betreiber, die unter die BFSG-Regelungen fallen, bedeutet dies vor allem: Ihre digitalen Angebote müssen technisch so beschaffen sein, dass sie den gängigen Barrierefreiheit-Standards entsprechen.
Dazu zählen Anforderungen wie:
- Textalternativen für nicht-textuelle Inhalte
- Navigierbarkeit über die Tastatur
- Verständliche und konsistente Navigationselemente
- Ausreichende Farbkontraste und lesbare Schriftgrößen
SEO-Relevanz barrierefreier Umsetzung
Aus SEO-Sicht sind viele Anforderungen des BFSG eng mit bewährten Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung verknüpft. Eine barrierefreie Website nutzt zum Beispiel semantisch korrektes HTML, bietet alt-Texte für Bilder, klare Überschriften-Strukturen und sinnvolle Linkbeschreibungen – alles Aspekte, die auch dem Google-Crawler helfen, Inhalte besser zu erfassen und zu bewerten.
Darüber hinaus erhöht eine barrierefreie Gestaltung die Nutzerfreundlichkeit, was sich positiv auf Verweildauer, Absprungrate und Conversion-Rate auswirken kann – wichtige Signale für Suchmaschinen-Rankings. Wer frühzeitig mit der technischen Optimierung beginnt, profitiert also nicht nur in Hinblick auf künftige gesetzliche Anforderungen, sondern auch in Bezug auf die Sichtbarkeit bei Google.
Barrierefreiheit als SEO-Faktor
Barrierefreiheit wirkt sich nicht nur positiv auf die Nutzbarkeit von Websites für Menschen mit Einschränkungen aus, sondern hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung. Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Accessibility führen gleichzeitig zu einer besseren technischen und inhaltlichen Qualität, die Suchmaschinen wie Google honorieren.
Einfluss auf Nutzererfahrung, Absprungrate und Rankings
Suchmaschinen bewerten Websites zunehmend anhand von Signalen, die Rückschlüsse auf die Nutzerzufriedenheit erlauben. Dazu zählen unter anderem:
- die Ladegeschwindigkeit einer Seite,
- die Struktur der Inhalte,
- die mobile Nutzbarkeit,
- die Verständlichkeit der Navigation
- sowie die Interaktionsraten der Nutzer.
Barrierefreie Websites bieten klare Strukturen, logische Navigationspfade und Inhalte, die auch mit Hilfsmitteln wie Screenreadern erfasst werden können. Diese Aspekte verbessern die allgemeine Usability und sorgen für eine geringere Absprungrate, eine längere Verweildauer und höhere Conversion-Raten – alles Signale, die sich positiv auf das Ranking auswirken können.
Zusammenhang mit Core Web Vitals
Die Core Web Vitals (CWV) sind von Google definierte Leistungskennzahlen, die wichtige Aspekte der Nutzererfahrung messen:
- Largest Contentful Paint (LCP) misst die Ladezeit des größten sichtbaren Elements.
- First Input Delay (FID) misst die Reaktionszeit bei Interaktionen.
- Cumulative Layout Shift (CLS) misst die visuelle Stabilität.

Barrierefreie Websites sind häufig so optimiert, dass sie schnelle Ladezeiten und stabile Layouts gewährleisten. Klare Strukturierung, Vermeidung überladener Inhalte und gezielter Einsatz von Ressourcen wirken sich direkt positiv auf diese Kennzahlen aus. Damit erfüllen barrierefreie Websites nicht nur die Anforderungen von Menschen mit Einschränkungen, sondern auch die technikgetriebenen Rankingfaktoren von Google.
Google Signals und UX-Indikatoren
Google bezieht zunehmend Nutzersignale in die Bewertung von Websites ein. Dazu gehören unter anderem:
- Klickverhalten in den Suchergebnissen (CTR)
- Verweildauer auf der Seite
- Bounce Rate (Absprungrate)
- Wiederkehrende Nutzer
Ein barrierefreies Design unterstützt diese Metriken, indem es Frustration abbaut und allen Nutzern einen schnellen, reibungslosen Zugang zu den Inhalten ermöglicht. Besonders auf mobilen Geräten, wo die Bedienung oft eingeschränkt ist, profitieren Nutzer von klarer Struktur, ausreichendem Kontrast und einer intuitiven Navigation.
Barrierefreiheit wird damit zu einem indirekten Rankingfaktor, der weit über gesetzliche Anforderungen hinausgeht. Betreiber, die Accessibility als Teil ihrer SEO-Strategie betrachten, setzen auf Nachhaltigkeit, Nutzerzentrierung und Qualität – alles Eigenschaften, die langfristig für Sichtbarkeit und Erfolg im Web entscheidend sind.

Technische Umsetzung barrierefreier Websites
Die technische Umsetzung barrierefreier Websites erfordert ein Zusammenspiel aus sauberem Code, klarer Struktur und durchdachtem Design. Ziel ist es, digitale Inhalte so zu gestalten, dass sie für alle Menschen – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder technischen Hilfsmitteln – vollständig zugänglich und nutzbar sind. Viele dieser Maßnahmen verbessern nicht nur die Zugänglichkeit, sondern tragen auch zur besseren Indexierbarkeit durch Suchmaschinen bei.
Semantisches HTML und ARIA-Rollen
Eine der wichtigsten Grundlagen für barrierefreies Webdesign ist der Einsatz von semantisch korrektem HTML. Elemente wie <header>, <nav>, <main>, <section>, <article> oder <footer> helfen nicht nur Screenreadern, den Seitenaufbau zu verstehen, sondern sorgen auch für eine klare Strukturierung aus SEO-Sicht.
Wenn semantisches HTML allein nicht ausreicht, können ARIA-Rollen (Accessible Rich Internet Applications) ergänzend eingesetzt werden. Sie ermöglichen es, zusätzliche Informationen über die Funktion oder Bedeutung eines Elements bereitzustellen, etwa durch role=“button“ oder aria-label.
Wichtig ist, ARIA-Attribute gezielt und nur dann zu verwenden, wenn keine nativen HTML-Elemente verfügbar sind, da fehlerhafter Einsatz eher zu Verwirrung bei Screenreadern führen kann.
Tastaturbedienbarkeit und Fokusführung
Alle Funktionen einer Website sollten vollständig über die Tastatur nutzbar sein. Das bedeutet, dass Navigationspunkte, Formularelemente, Buttons oder interaktive Inhalte mit der Tabulatortaste erreichbar und mit der Eingabetaste bedienbar sein müssen.
Ebenso entscheidend ist die visuelle Hervorhebung des Fokuszustands (Focus Indicator), damit Nutzer sehen können, wo sie sich gerade befinden. Dieser visuelle Fokus muss gut erkennbar und sollte nicht durch CSS-Reset oder Designentscheidungen unterdrückt werden.
Farben, Kontraste und Schriftgrößen
Ein zentraler Aspekt der Barrierefreiheit ist die visuelle Wahrnehmbarkeit von Inhalten. Farben sollten nie allein zur Informationsvermittlung eingesetzt werden und Texte müssen einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund aufweisen. Die WCAG empfehlen dafür ein Kontrastverhältnis von mindestens 4.5:1 für normalen Text und 3:1 für große Schrift.
Zusätzlich sollte die Schriftgröße flexibel sein und sich über die Browsersteuerung oder durch Nutzerpräferenzen anpassen lassen. Vermeidung von rein pixelbasierten Angaben und der Einsatz von relativen Einheiten wie em oder rem trägt dazu bei, die Lesbarkeit zu verbessern.
Alternativtexte und strukturierte Inhalte
Nicht-textuelle Inhalte wie Bilder oder Grafiken müssen mit Alternativtexten (alt-Attributen) versehen werden, damit sie von Screenreadern korrekt interpretiert werden können. Diese Texte sollten beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist, oder welchen Zweck es erfüllt.
Auch Tabellen, Listen und Formulare müssen klar strukturiert und semantisch korrekt ausgezeichnet sein. Beispielsweise sollten Tabellenüberschriften mit <th> gekennzeichnet sein, Formular-Eingabefelder mit <label> verknüpft werden, und längere Dokumente sollten durch Überschriften-Hierarchien gegliedert sein.
Unterstützung durch Tools wie WP One Tap und AccessGO
Bei der Umsetzung barrierefreier Websites können spezialisierte Tools helfen, technische Anforderungen effizient zu integrieren.
WP One Tap
WP One Tap ist ein Tool zur barrierefreien Gestaltung von WordPress-Websites. Es bietet eine Reihe von vorgefertigten Funktionen und Designkomponenten, die den Anforderungen der WCAG entsprechen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Kontrastumschalter
- Schriftgrößenanpassung
- Tastaturnavigation
- barrierefreie Formulare
Das Tool richtet sich besonders an WordPress-Nutzer, die ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse die Barrierefreiheit ihrer Website verbessern möchten.

AccessGO
AccessGO ermöglicht die Integration von Accessibility-Features in bestehende Webprojekte und unterstützt dabei verschiedene Frontend-Technologien. Das Framework bietet unter anderem:
- ARIA-Unterstützung
- automatische Tastaturnavigation
- optimierte Fokusführung
- barrierefreie Modale und Dialoge
AccessGO eignet sich für eine Vielzahl an Content-Management-Systemen oder eigens entwickelte Webanwendungen.
Barrierefreiheit testen: Tools und Methoden
Die Umsetzung barrierefreier Websites ist nur der erste Schritt – ebenso wichtig ist die systematische Prüfung auf Barrieren. Denn nicht alle Probleme sind auf den ersten Blick erkennbar, und viele lassen sich nur mithilfe spezialisierter Tools oder manueller Tests identifizieren. Eine Kombination aus automatisierten und manuellen Prüfverfahren ist daher unerlässlich, um ein hohes Maß an Zugänglichkeit sicherzustellen.
Automatisierte und manuelle Tests im Vergleich
Automatisierte Tests sind schnell und kosteneffizient, erkennen jedoch nicht alle Barrieren. Sie eignen sich gut als erste Orientierung und zur Überprüfung technischer Aspekte wie HTML-Strukturen, fehlende Alternativtexte oder fehlerhafte ARIA-Attribute.
Manuelle Tests hingegen erfordern Fachwissen, decken aber auch komplexere Probleme wie unverständliche Formulierungen, fehlerhafte Tastaturnavigation oder visuelle Ablenkungen auf. Idealerweise werden beide Methoden kombiniert, um eine möglichst vollständige Analyse zu ermöglichen.
Tools zum Testen der Barrierefreiheit
Es gibt verschiedene empfehlenswerte Tools zur Prüfung der Barrierefreiheit. Dazu gehören unter anderem:
- Web Accessibility Evaluation Tool (WAVE): Ein kostenloses Browser-Plugin, das Barrieren direkt auf der Seite sichtbar macht.
- axe DevTools: Ein Entwickler-Tool zur automatisierten Analyse von Accessibility-Problemen innerhalb der Chrome- oder Firefox-Entwicklertools.
- Google Lighthouse: In Chrome integriert und liefert neben Performance- und SEO-Daten auch Informationen zur Barrierefreiheit.
- Tanaguru: Ein Open-Source-Tool zur umfassenden automatisierten Prüfung auf WCAG-Konformität.
- NonVisual Desktop Access (NVDA): Ein kostenloser Screenreader für Windows zur Simulation der Nutzung durch blinde Menschen.
- VoiceOver (macOS/iOS): In Apple-Geräten integrierter Screenreader.
- Colour Contrast Analyser: Tool zur Prüfung der Konformität mit den WCAG-Vorgaben zu Farbkontrasten.
- Tab-Navigation: Der Test mit der Tabulatortaste ist ein einfacher manueller Check, ob alle interaktiven Elemente erreichbar und sinnvoll fokussierbar sind.
Diese Tools liefern konkrete Hinweise zu Fehlern und Verbesserungspotenzialen und helfen dabei, typische Probleme wie fehlende alt-Attribute oder mangelnde Kontrastverhältnisse systematisch zu beheben.
Lesbarkeitsprüfung anhand vom Flesch-Score
Neben technischen Barrieren ist auch die sprachliche Verständlichkeit ein wesentlicher Aspekt der digitalen Barrierefreiheit. Texte sollten so formuliert sein, dass sie auch von Menschen mit geringer Lesekompetenz oder kognitiven Einschränkungen verstanden werden können. Der Flesch-Score ist ein Kennwert, der angibt, wie leicht ein Text verständlich ist. Der Wert basiert auf der durchschnittlichen Satzlänge und der Silbenanzahl pro Wort.
- Werte über 60 gelten als gut verständlich (z. B. für die Allgemeinbevölkerung)
- Werte unter 30 deuten auf sehr komplexe Texte hin (z. B. Fachsprache)
Screaming Frog SEO Spider
Mit dem SEO Spider von Screaming Frog lässt sich die Lesbarkeit von Webseiteninhalten analysieren. Das Tool bietet die Möglichkeit, den “Flesch Reading Ease Score” jeder Webseite zu berechnen. Die Analyse kann helfen, Texte gezielt zu vereinfachen und an eine breitere Zielgruppe anzupassen – ein wichtiger Schritt in Richtung barrierefreier Kommunikation.

Außerdem können mit einem Crawl sämtliche Linktexte und alt-Attribute einer Website ermittelt werden, um diese dann gemäß den Anforderungen der Barrierefreiheit zu überprüfen. Durch den Einsatz dieser Hilfsmittel lässt sich eine erste Bewertung der Barrierefreiheit vornehmen – sowohl im Entwicklungsprozess als auch bei der kontinuierlichen Optimierung bestehender Websites.
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Best Practices und häufige Fehler
Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Aufmerksamkeit für Details, technisches Know-how und ein Bewusstsein für die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzergruppen erfordert. In der Praxis haben sich zahlreiche Methoden und Prinzipien bewährt, um Websites systematisch barrierefrei zu gestalten. Gleichzeitig treten bestimmte Fehler immer wieder auf – selbst bei professionell erstellten Seiten.
Was erfolgreiche barrierefreie Websites auszeichnet
Barrierefreie Websites zeichnen sich durch eine durchgängig nutzerfreundliche Gestaltung aus. Sie berücksichtigen technische, visuelle und sprachliche Anforderungen gleichermaßen und bieten eine konsistente Bedienbarkeit über alle Endgeräte hinweg.
Klare Struktur und semantisches Markup
Eine logische Dokumentstruktur mit sinnvollen Überschriften-Hierarchien (<h1> bis <h6>) erleichtert nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen das Erfassen von Inhalten, sondern hilft auch Screenreadern und Suchmaschinen, Inhalte korrekt zu interpretieren. Der gezielte Einsatz von semantischem HTML (etwa <main>, <article>, <aside>, <nav>) ist dabei eine der Grundlagen.
Flexible und skalierbare Inhalte
Barrierefreie Websites passen sich an die Bedürfnisse der Nutzer an. Schriftgrößen, Abstände und Layouts sollten sich skalieren lassen, ohne dass Inhalte abgeschnitten oder überlagert werden. Durch den Einsatz responsiver Gestaltung (z. B. über CSS Flexbox oder Grid) und relativer Maßeinheiten (em, rem, %) wird sichergestellt, dass Inhalte auch bei Vergrößerung oder auf kleinen Bildschirmen nutzbar bleiben.
Barrierefreie Formulare
Formulare gehören zu den häufigsten Interaktionselementen auf Websites – und zu den häufigsten Fehlerquellen. Erfolgreiche Beispiele zeigen:
- Jede Eingabe hat ein zugeordnetes <label>.
- Fehlermeldungen sind eindeutig und erscheinen direkt bei der fehlerhaften Eingabe.
- Pflichtfelder sind klar gekennzeichnet.
- Die Tab-Reihenfolge ist logisch und vollständig.
Typische Stolperfallen vermeiden
Trotz verfügbarer Standards und Hilfsmittel schleichen sich auf vielen Websites Barrieren ein, die mit etwas mehr Sorgfalt vermeidbar wären.
Fehlende Alternativtexte
Einer der häufigsten Fehler ist das Fehlen sinnvoller Alternativtexte für Bilder. Entweder wird das alt-Attribut weggelassen oder mit nichtssagenden Inhalten wie „Bild123.jpg“ gefüllt. Ein guter Alternativtext beschreibt die Funktion oder den Inhalt des Bildes im Kontext der Seite.
Unzureichender Farbkontrast
Viele moderne Websites setzen auf dezente Farbtöne und Schriftfarben, die auf hellen Hintergründen schlecht lesbar sind. Besonders Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbsehschwächen haben damit große Schwierigkeiten.
Fokus-Indikator deaktiviert
In der CSS-Entwicklung wird der visuelle Fokusrahmen (z. B. der blaue Rahmen bei Tab-Navigation) häufig aus ästhetischen Gründen entfernt. Das macht die Seite für Tastaturnutzer jedoch nahezu unbedienbar. Der Fokusindikator sollte gut sichtbar und klar vom restlichen Layout unterscheidbar sein.
Bedienung nur per Maus möglich
Viele interaktive Elemente, wie Dropdown-Menüs oder Pop-ups, sind ausschließlich mit der Maus steuerbar. Wer auf Tastatur oder Sprachsteuerung angewiesen ist, kann solche Funktionen dann nicht nutzen. Eine vollständige Tastatursteuerung ist unerlässlich.
Checkliste für Webentwickler und SEOs
Zur Verbesserung der Barrierefreiheit ist eine praxisnahe Checkliste hilfreich. Hier einige zentrale Punkte:
- Sind alle Bilder mit sinnvollen alt-Texten versehen?
- Ist die Navigationsstruktur vollständig mit der Tastatur bedienbar?
- Entspricht der Farbkontrast den WCAG-Anforderungen?
- Sind Überschriften hierarchisch und logisch gegliedert?
- Funktionieren Formulare vollständig ohne Maus?
- Werden Fehlermeldungen klar und barrierefrei ausgegeben?
- Ist der Seiteninhalt bei 200 % Zoom noch vollständig sichtbar?
- Lässt sich die Seite mit einem Screenreader bedienen?
Diese Punkte bilden die Grundlage für eine systematische Verbesserung der Barrierefreiheit und soll helfen, Barrieren frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Durch wiederkehrende Tests und fortlaufende Optimierung kann Barrierefreiheit nachhaltig in den Webentwicklungsprozess integriert werden.
Barrierefreiheit als Wettbewerbsvorteil
Barrierefreiheit im Web wird häufig als reine Pflichterfüllung oder als Reaktion auf gesetzliche Vorgaben betrachtet. Dabei eröffnet die konsequente Umsetzung barrierefreier Standards weit mehr als bloße Compliance – sie bietet einen strategischen Vorteil im Wettbewerb um Nutzer, Kunden und Sichtbarkeit im Netz.
Pflicht und Chance zugleich
Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) wird digitale Barrierefreiheit für viele Anbieter zur Pflicht. Doch unabhängig von rechtlichen Anforderungen profitieren auch Unternehmen, die nicht direkt zur Umsetzung verpflichtet sind. Eine barrierefreie Website spricht eine breitere Zielgruppe an, schließt niemanden aus und verbessert gleichzeitig die Qualität und Nutzerfreundlichkeit des digitalen Angebots.
Gleichzeitig wächst die gesellschaftliche Sensibilität für inklusive digitale Angebote. Wer frühzeitig auf Barrierefreiheit setzt, positioniert sich als verantwortungsbewusste Marke und erreicht auch Menschen, die auf diese Angebote angewiesen sind – sei es dauerhaft, temporär oder situativ.
Nachhaltige Investition in Nutzerfreundlichkeit und Sichtbarkeit
Barrierefreiheit ist keine einmalige Maßnahme, sondern Teil einer langfristigen Qualitätsstrategie. Viele der Maßnahmen – wie semantisches HTML, klare Navigationsstrukturen oder optimierte Ladezeiten – zahlen direkt auf zentrale Erfolgsfaktoren ein: bessere Auffindbarkeit bei Google, höhere Nutzerzufriedenheit und gesteigerte Conversion Rates.
Unternehmen, die Barrierefreiheit frühzeitig als festen Bestandteil ihres Webentwicklungsprozesses etablieren, profitieren mehrfach:
- Sie senken das Risiko rechtlicher Konsequenzen.
- Sie stärken ihre Marke durch digitale Inklusion.
- Sie verbessern die technische und inhaltliche Qualität ihrer Webangebote.
- Sie erreichen neue Zielgruppen und steigern Reichweite und Umsatz.
Barrierefreiheit ist damit nicht nur ein sozialer Beitrag, sondern ein zentraler Baustein für eine digitale Strategie, nachhaltige Sichtbarkeit und zukunftsfähige Online-Kommunikation.

Christian optimiert seit 1998 Websites und berät Unternehmen seit 2005 im Online Marketing. Als Geschäftsführer der SEO-Agentur verantwortet er Marketing und Vertrieb. Gerne beantwortet er Fragen und sendet weitere Infos zu.